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Die Süntelbuche hat viele Namen.
Dabei waren die Botaniker nicht weniger einfallsreich als der Volksmund:

Süntelbuche ist nicht gleich Süntelbuche!

Wie schon erwähnt, zeigen nicht alle Abkömmlinge einer Süntelbuche sämtliche Eigenschaften der Mutterpflanze. Hinzu kommt, dass sich an den wild wachsenden Süntelbuchen in Frankreich, Deutschland, Dänemark, Schweden usw. im Lauf der Zeit einige Unterschiede, z.B. im Wuchs der Zweige oder in der Form der Blätter, herausgebildet haben.
Die Botaniker, besonders die Züchter unter ihnen, unterscheiden hier verschiedene Arten und finden dafür auch verschiedene Namen. Die werden dann aber von anderen Botanikern nicht unbedingt übernommen.
Einige der unten aufgezählten Namen wurden in der Vergangenheit von Botanikern gewählt, konnten sich aber nicht behaupten. Die genaue Unterscheidung einzelner, nur geringfügig voneinander abweichender Unterarten ist sicher auch nur für die Spezialisten von Interesse. Die ideale Süntelbuche existiert nicht! Süntelbuchen variieren nicht nur stark in ihrer Erscheinungsform, sondern auch in ihrer genetischen Ausstattung. Für Zuordnung und Schreibweise gibt es viele Regeln und auch viele Laien und Profis, die sich nicht daran halten!

Es gehört nicht hierher, aber da gerade von Uneindeutigkeiten die Rede ist:
Die oft waagerecht wachsenden Äste der Süntelbuchen können bei Bodenberührung eigene Wurzeln ausbilden, den Kontakt zum Stamm verlieren und so eigenständige Bäume werden ("Absenker"). Wenn oberflächlich wachsende Wurzeln austreiben, können neue Stämme entstehen ("Wurzelbrut").
Beides führt leicht zu unterschiedlichen Ergebnissen beim Zählen der Bäume. So wurden z. B. in Bad Nenndorf ca. 50 oder weniger Bäume gepflanzt. Man zählt heute aber rund 100 Stämme!
Ebenso ist die Angabe des Stammumfangs, meist in der Höhe von 100 oder 130 cm gemessen, wegen des knorrigen, ungleichmässigen Wuchses der Süntelbuche nicht so aussagekräftig wie     z. B. bei einer schlank und gleichmässig wachsenden Rotbuche.

Fagus sylvatica ist die Europäische Buche, auch Rotbuche, Gemeine Buche oder Waldbuche genannt.
Die rotblättrige Form der Rotbuche nennt man Blutbuche, Fagus sylvatica forma purpurea.

Daneben gibt es noch viele, meist durch Züchtungen entstandene Varietäten der Rotbuche.
Nur wenige verdanken ihre Existenz einer Mutation und anschliessender natürlicher Ausbreitung.
Eine davon ist die

SÜNTELBUCHE, Fagus sylvatica forma suntalensis.

Abweichende Schreibweisen sind: süntelensis und sünteliensis.
(Und: Fagus sylvatica, Fagus silvatica, Fagus silvaticus...)


Süntelbuchen pflanzen sich zum Teil durch ihre Bucheckern fort, durch Absenker und Wurzelbrut, oder sie werden von Menschen „gepfropft“, d. h. es wird ein 2- bis 3-jähriger Zweig einer Süntelbuche auf den abgeschnittenen Stamm einer jungen Buche gesteckt.

Für die „veredelte“ (gepfropfte) Form („Varietät“ oder „Kultivar“) wird die Bezeichnung und die Schreibweise Fagus sylvatica var. `Tortuosa` gewählt und für die natürlich, also aus Eckern aufgewachsene Form gilt der Name Fagus sylvatica forma suntalensis.  Ein anderer Versuch, diese Vielfalt und Uneindeutigkeit in den Griff zu bekommen, ist die Sammelbezeichnung Fagus sylvatica Tortuosa-Gruppe.

Fagus sylvatica var. `Tortuosa` ist meist etwas weitläufiger gefasst.
Im Ausland und in hiesigen Baumschulen ist Tortuosa die gängigste Bezeichnung.
Sie schliesst häufig alle Fagus sylvatica - Unterarten mit auffälligem, gewundenem Astwuchs ein.
Auch wenn sie nicht alle typischen Suntalensis-Eigenschaften aufweisen.


Typisch sind:
Kurzer spannrückiger Stamm, der sich in einer Höhe von 1-2 Metern in, meist nur zwei, schräg bis waagerecht schlängelnd wachsende Stämmlinge teilt,
Drehwuchs von Stamm u. Ästen,
Krüppel- u. Zick-Zack-Wuchs der Äste,
Knie- oder Knickwuchs der Äste,
Schlaufenbildung = zusammengewachsene Äste,
(buschig dicht wachsende, dünne Zweige an Stamm und Hauptästen, "Hexenbesen", kommen an alten Buchen häufig vor, sind aber kein Kennzeichen einer bestimmten Baumart),
herabhängende Zweige (nahezu "Trauerform"),
eine pilzförmige, dichte Krone.

Ist eine Süntelbuche gepfropft, also nicht "wurzelecht" oder steht sie in Konkurrenz mit anderen Bäumen beschattet im Wald, können sich auch dadurch wieder Abweichungen in der Wuchsform ergeben.

Die Trauerbuche, Fagus sylv. forma pendula, besitzt auch einige der hier aufgezählten Eigenschaften, hat aber einen längeren Stamm und wächst gerader und aufrechter als die Süntelbuche und zeigt auch nicht deren ausgeprägten Drehwuchs. Einer Fontäne ähnlich strebt sie aufrecht empor und läßt dann ihre Zweige zu Boden hängen. Aber auch hier kann es zu Verwachsungen, Schlaufenbildung und zur Ausbildung wagerecht wachsender Äste kommen.

Süntelbuchen und Trauerbuchen, die stark von ihrer Idealform abweichen, sind nicht immer eindeutig zuzuordnen. Die Natur widersetzt sich hier energisch der menschlichen Ordnungsliebe. Die Bäume aus dem Tortuosa-Bereich sind sehr selten und individuell sehr unterschiedlich in ihrer Erscheinungsform!

Fagus sylvatica `Rot-Süntel` oder Fagus sylvatica `Tortuosa Purpurea` ist eine rotblättrige Süntelbuche oder Blutsüntelbuche.


I
n der Literatur finden sich noch andere Namen für Süntelbuchen oder spezielle Variationen:
Horizontalis, Retroflexa, Arcuata, Brenkensis, Monstrosa, Prostrata, Umbraculifera, Fortuca, ...


Von einigen dieser Variationen gibt es nur einen Baum. Manche sind sicher Abkömmlinge von Süntelbuchen, zeigen aber eine besonders eigenartige Form und manchmal stehen mehrere Namen für den gleichen Baum. Und es kommen immer noch neue Namen hinzu...



Die Laien machen es sich nicht einfacher:

Krüppelbuche, Schlangenbuche, Sachsenbuche, Parapluie-Buche, Schirmbuche, Wurzelbuche, Krause Buche, Struppbuche, Stud-Buche, Renkbuche, Kanzelbuche, Kopfbuche, Zick-Zack-Buche, Zwergbuche, Krausbaum, Knusperbäumchen, Tolle Buche, Teufelsbuche, Hexenbuche, Teufelsholz, Hexenholz, ...
Und die stehen dann im Zauberwald, Märchenwald, Hexenwald, Gespensterwald,...
Auf Plattdeutsch sagt man Süntelbeuke und Kruse Beuke.
Kinder sprechen ganz einfach vom Kletterbaum.

In Frankreich nennt man sie Hêtre tortillard oder Hêtre fayard.
Es sei denn, man spricht von den berühmten Faux de Verzy,
(Fau : altfranzösisch für Buche) alias Hêtre tortueux.
England: Tortuous Beech, Twisted Beech
USA: Parasol Beech, Dwarf Beech
Luxemburg: Kreppelbich, Süntelbich.
Niederlande: Kronkelbeuk
Dänemark: Vrang bog, Troldbog
Schweden: Vresbok, Trollbok
Polen: Krzywolesie buk, Spiralny buk


 
   
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