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Über die Wuchsform, die Herkunft und die Vermehrung der Süntelbuche haben sich schon viele Generationen von Wissenschaftlern, Hobbyzüchtern und Naturfreunden Gedanken gemacht. Es wurde probiert und spekuliert und vieles wieder verworfen. Bis heute haben die Süntelbuchen ihr Geheimnis nicht preisgegeben.

Für die Wuchsform wurden die Bodenbeschaffenheit, das Klima, Form und Stellung der Knospen, unterirdische Hohlräume mit Luftströmungen oder die Erdstrahlen verantwortlich gemacht. Es gab die Vermutung, nur die an den Hexenbesen wachsenden Eckern könnten wieder Süntelbuchen hervorbringen.
Im Vergleich zum Teufels- und Hexenglauben war die Idee, ein über Europa dahinsausender, radioaktiv strahlender Meteor könnte die Entstehung dieser Bäume ausgelöst haben, schon recht fortschrittlich.
Auch das bereits vor Jahrzehnten unweit der Westeregge entdeckte leicht radioaktive Grundwasser wurde als Ursache in Betracht gezogen.


Die Skandinavier wissen, dass die Trolle, böse Kobolde aus den Höhlen des Nordens, sich einen üblen Scherz mit den Buchen erlaubt haben.
Für die Niedersachsen ist natürlich der Süntel der Ursprungsort dieser Buchen-Variation.
Die Franzosen sehen in den Mönchen des ehemaligen Klosters von Saint Basle nahe Verzy bei Reims die Züchter, Bewahrer und Verbreiter ihrer "Faux".
Nichts von alledem liess sich beweisen, vieles gilt als widerlegt. Auch die Vermutung, dass die Süntelbuchen älter als die Rotbuchen sind und die geraden Bäume sich nur mit Hilfe des Menschen durchgesetzt haben, gehört zu den vielen Gedankenspielen, die sich nicht bewahrheitet haben.

Die Süntelbuche beeindruckt den Betrachter nicht zuletzt durch ihren Krüppelwuchs. Der kommt aber auch bei normalen Rotbuchen vor, wenn sie z.B. auf Viehweiden jahrelang angefressen wurden ("Hudebuchen"), wenn sie zur Feuerholzgewinnung wiederholt abgesägt wurden ("Kopfbuchen"),  oder wenn sie starken Winden im Gebirge oder an der Küste ausgesetzt waren. Dieser Krüppelwuchs ist dann aber nicht unbedingt erblich oder führt zumindest nicht kurzfristig zur Entstehung echter Süntelbuchen. Meldungen von Süntelbuchen in den Alpen oder an der Ostseeküste sind zum Teil auf solche Verwechslungen zurückzuführen. Häufig wird die Süntelbuche auch mit der Trauerbuche, Fagus sylv. f. pendula, verwechselt, da die "Pendula" einige Eigenschaften mit der Süntelbuche teilt.

Heute gilt als Ursache für die Wuchsform eine Veränderung der Erbanlagen, eine Mutation.             Solche Mutationen können zufällig auftreten, aber auch durch Veränderungen der Umweltbedingungen hervorgerufen werden.

Baumschuler erzeugen gezielt Krüppelwuchs bei Jungpflanzen durch vorübergehenden Wasserentzug und im Süntel standen und stehen Süntelbuchen direkt am Hülseder Bach, der nur im Winter Wasser führt, im Sommer aber staubtrocken ist.                                                                                                                                                In einer nur wenige Jahrhunderte andauernden Periode starker Stürme und Niederschläge könnte die Süntelbuche durch Wind- und Schneedruck in den Gipfeln der Mittelgebirge vor 2000-5000 Jahren entstanden sein, vermutete H. Schwier bereits 1930. Nachdem das Klima wieder milder wurde, konnte die Rotbuche die Süntelbuche bis auf wenige Restbestände wieder verdrängen.Das klingt überzeugend, bleibt aber vorerst nur eine von vielen Theorien. Denn auch mit Hilfe der Genforschung konnten die Herkunft der Süntelbuchen und die Entstehung des Krüppelwuchses bis heute nicht vollständig aufgeklärt werden. Aber ähnliche Mutationen können in den letzten Jahrtausenden durchaus an verschiedenen Orten aufgetreten sein, nicht nur im Süntel.
                                                                                                                                                  Professor Franz Gruber aus Göttingen untersuchte Wachstum und Alter der "Tilly-Buche" im Süntel und der "Kopfbuche" bei Gremsheim. Er konnte das Alter der "Tilly" exakt und zweifelsfrei auf 250-255 Jahre festlegen. Sie war somit keineswegs der Mutterbaum aller Süntelbuchen, wie so oft behauptet wurde. Das Alter der "Kopfbuche" gibt Prof. Gruber 2002 mit 205 Jahren an. Da ihr Stamm bereits hohl ist, besteht hier die Möglichkeit einer Abweichung von einigen wenigen Jahren.
"Die Höhenentwicklung erfolgt langsam, 6-10cm pro Jahr. Die Baumhöhe erreicht nicht einmal die Hälfte von normalwüchsigen Bäumen."
"Die "Kopfbuche" hat in den vergangenen 50 Jahren durchschnittlich 4,8mm pro Jahr an Radius bzw. 9,6mm an Durchmesser zugenommen", stellte Prof. Gruber fest.

Die Reste der wohl ältesten Süntelbuche liegen (!) noch im Schlosspark Weitmar in Bochum.          Der Baum wurde 1740 gepflanzt und 2000 von Jugendlichen durch Feuer vernichtet.
Die drei "Parapluie-Buchen" bei Paderborn wurden angeblich bereits im 17. Jahrhundert erwähnt und erst in den 1970er Jahren gefällt.                                                                                            Das Höchstalter scheint somit bei ca. 300 Jahren zu liegen.
Die meisten Süntelbuchen erreichen ihr Lebensende jedoch bereits mit 120 bis 160 Jahren.             Nur einige der etwas kleineren französischen "Faux de Verzy" wurden angeblich 350 Jahre alt.

Die normale Rotbuche und die Süntelbuche können sich gegenseitig befruchten. Unter den Tochterpflanzen gibt es dann, nach den Mendelschen Regeln der Vererbung, einige Rotbuchen, einige Süntelbuchen und auch Mischformen. Wer durch den Süntel wandert, wird vor so manchem Baum stehen bleiben und sich fragen: Ist das nun eine Süntelbuche oder nicht? Und an Orten, wo längst nur noch gerade wachsende Rotbuchen stehen, können aus deren Eckern wieder junge Süntelbuchen aufkeimen. Diese Durchmischung der Erbanlagen macht die Bestimmung der Herkunft und auch die Vermehrung der Süntelbuchen so schwierig.

Süntelbuchen sind Fremdbestäuber. Früchte eines Baumes, die von seinem eigenen Samen bestäubt wurden, bleiben taub. Steht eine Süntelbuche allein in einem Park, wird sie durch Samen normaler Rotbuchen bestäubt, der vom Wind kilometerweit durch die Luft getragen wird. Aus ihren Eckern wachsen dann weniger als 30% Süntelbuchen. Hinzu kommt, dass viele Eckern gar nicht keimen und viele Jungpflanzen nach einigen Jahren doch noch absterben. Erst nach 5 bis 8 Jahren lässt sich sicher sagen, ob alle Eigenschaften einer Süntelbuche vorhanden sind.

So werden uns die Süntelbuchen nur erhalten bleiben, wenn auf grösseren Flächen möglichst viele Süntelbuchen von unterschiedlichen Mutterbäumen dicht beieinander gepflanzt werden. Möglichst nicht in direkter Nachbarschaft zu normalen Rotbuchen.

Als Bereicherung der Artenvielfalt unserer Gärten und Parkanlagen hat sich die Süntelbuche schon längst durchgesetzt. Immer häufiger findet man auch die rotblättrige Form.

Bei der Anpflanzung junger Süntelbuchen wird jedoch häufig der spätere Platzbedarf nicht berücksichtigt. Wege, Zäune und Nachbarbäume setzen dann nach einigen Jahrzehnten den raumgefräßigen Süntelbuchen zu enge Grenzen. Niedrige, waagerecht wachsende Äste und bis auf den Boden hängende Zweige erlauben dabei eigentlich keinen Schnitt. Die Kronen alter Süntelbuchen überspannen einen Kreis von 10 bis 25 Meter Durchmesser! Auch auf engem Raum und nach starkem Rückschnitt zeigen die Süntelbuchen zwar noch ihren skurrilen Wuchs. Aber für kleine Gärten sind sie sicher nicht geeignet.

 
   
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