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Wilhelm Wehrhahn, 1910 (Ausschnitt)

Um ein rechtes Bild von den Süntelbuchen zu bekommen, muß man sie an dem Orte ihrer Entstehung aufsuchen. Den Baum herausgehoben aus seiner natürlichen Umgebung, die Blume aus der Pflanzengenossenschaft und losgelöst von den Beziehungen zum Boden und Standort, lehren uns die Eigenart niemals recht erkennen. (.....)
Der den Bergesabhang hinaufziehende Gemeindewald des Dorfes Hülsede war unser Ziel und der Standort der botanisch so beachtenswerten Süntelbuchen.
"Hier, auf der nordöstlichen Abdachung des Süntels, welche die Westeregge heißt", erzählte mir mein kundiger Geleitsmann, "bestand in meiner Kindheit der Forst aus Hunderten von Buchen, die ein äußerst seltsames Aussehen besaßen." - Auch noch jetzt fanden wir einen Rest von ungefähr 30 vereinzelten Bäumen zerstreut am Waldesrande, im Walde zwischen normalen Buchenformen und auf der dem Mengerschen Gute zugehörenden Schafweide. "Krüppelbuchen" nennen sie die Bewohner der Gegend und bezeichnen damit den Wuchs sehr treffend. Der knieförmige, hin- und hergebogene Stamm, so schwerfällig anscheinend, als besitze er nicht die Kraft, sich vom Boden zu erheben, und die zerzausten, verknorrten und verkrüppelten Zweige machen die charakteristischen Formen der Süntelbuchen aus. (.....)
Keine Baumstruktur weist aber ein solches Astgewirr auf wie die Kronen älterer Süntelbuchen; ihre Zweige sind so in einander gewachsen oder halten sich derart schlangenartig umschlungen, dass es oft nicht möglich ist, ihren Verlauf mit den Blicken zu verfolgen. Am schönsten kommt diese Eigentümlichkeit der Süntelbuchen zur Geltung an dem ältesten Baume, der oben am Niendorfer Walde auf dem Eigentum des Freiherrn von Münchhausen in Apelern seine Krone nach allen Seiten hin weit ausbreitet. Wohl überraschten uns die einzelnen freistehenden Bäume auf der Schafweide durch die gebogenen Stämme und die fast bis auf den Boden herabhängenden Zweige, aber diese stärkste aller Süntelbuchen übertraf alles, was wir bisher sowohl in der Gesamterscheinung als auch in der Anordnung der Verzweigung gesehen hatten. Ein majestätischer Baum! (.....)
In der Mitte des von der Krone beschatteten Kreises von 23 m Durchmesser erhebt sich der behäbige kurze Stamm. Er misst 4,20 m im Umfang und löst sich in zwei starke Arme auf, die nach verschiedenen Seiten hin wagerecht in fast greifbarer Höhe mit ihren äußersten Trieben die Peripherie erreichen. (.....)
Unter den 3400 Morgen großen Waldbestandes des Dorfes Hülsede waren bis zum Jahre 1843 etwa 600 Morgen ein zusammenhängendes Gebiet mit Krüppelbuchen bewachsen, wie wir sie vereinzelt hier und im benachbarten Beberschen Gebiete jetzt noch sehen. Sämtliche Stämme zeigten ein so krummes Wachstum, dass aus der ganzen Bestandesmasse nach der Ansicht eines Forstmannes nicht ein Stück geraden Holzes in vierfüßigen Scheiterlängen gespalten werden konnte. Die 100, 150 bis 200 Jahre alten Bäume waren in wunderlichster Weise durcheinander gewachsen. Die Wurzeln verbreiteten sich meistens sehr flachgründig, manche sogar an der Oberfläche weit hinkriechend.
Im Winter 1842/43 wurden die Bäume durch das Los an die Forstinteressenten verteilt und größtenteils an Ort und Stelle in Kohlen verwandelt, da regelrechtes Scheitholz nicht daraus geschlagen werden konnte. (.....)
Der berechtigte und naheliegende Wunsch, einige der merkwürdigen Bäume erhalten zu sehen, scheiterte an dem festgesetzten Teilungsplane und den leitenden Persönlichkeiten. Man erzählt, dass der Landdrost v. Dachenhausen gewünscht habe, es möge ein kleiner Forstbestand ausgeschieden werden und erhalten bleiben; aber der alte, die Oberaufsicht führende Forstmann meinte, das alte Krüppelzeug sei zu weiter nichts wert, als dass man es mit Stumpf und Stiel ausrotte. So ist denn dieser eigenartige Wald als solcher gänzlich verschwunden und nur hier und da ein vielleicht vergessenes Stämmchen stehen geblieben oder seitdem wieder aufgeschossen. (.....)
Mehrere Exemplare der Süntelbuchen in dem Forstbezirk Beber, Forstort Dachtelfeld, Distr.37, werden nach dem Berichte des Staatl. Kommissars für Naturdenkmalpflege geschützt. In der Hülseder-Meinser Forst steht an einer schrägen Böschung im Bleckengrund eine stärkere Süntelbuche von nicht ganz 3 m Stammumfang. Ihre 9 m langen Zweige streckt sie in reichbarer Höhe wagerecht aus; dabei beträgt die Gesamthöhe des ganzen Baumes nur 3-4 m. Während diese Süntelbuche als durch natürliche Aussaat entstanden anzusehen ist, die wieder in unmittelbarer Nähe kleinere Bäume erzeugt, so hat man junge Stämme von dem Gebiete aus an andere Orte verpflanzt.
Im Garten der Oberförsterei Lauenau wird ein Baum gepflegt, der sich in seiner dichten bis auf den Rasen hinabreichenden Belaubung die Form einer großen Halbkugel von aufeinander geschichteter Zweige gleicht. Auf dem Deister beim Forstbezirk Köllnischfeld (Distr.16) ist von schlanken Buchen umgeben eine Gruppe geknicktstämmiger Süntelbuchen vor ungefähr 45 Jahren angepflanzt. Vom Süntel stammt auch der mit Fagus silvatica suntalensis bezeichnete Baum im Berggarten zu Hannover in dem Teile westlich des Palmenhauses. (.....)
Noch stehen vor allem die krausköpfigen und knickstämmigen Buchen vom Süntel ins Tal. Mögen sie, die im Gemeindeforst und auf der Weide noch vorhandenen Bäume, die rechte Würdigung finden, gleich denen auf dem v. Münchhausenschen Grunde und im staatlichen Schutzbezirk Beber, und damit die Eigenart dieser seltenen Naturerzeugnisse unserer Heimat erhalten bleiben.          (Aus der Literatursammlung von Gerhard Dönig, Erlangen)                                                                                                                                                                                 

Forstoberrat i. R. Siegfried Otto, Kirchgellersen, 1988                                                           „Erdstrahlen und Genschäden“ aus:  „raum&zeit“ 34/88  (Ausschnitt)

Das Geheimnis der Süntelbuche.  (.....)
Im Zuge meiner Arbeiten über den Buchen-Drehwuchs kam ich 1984 erstmalig mit dieser urig und monströs geformten, geheimnisumwitterten Holzart in Berührung. Sehr bald kamen mir Zweifel an der wissenschaftlichen  Begründung der Entstehung der Süntelbuche bzw. der Richtigkeit dieser Gedanken. Ich vermutete ganz andere Ursachen und Gründe für das total verkrüppelte Wachstum. (Eine Süntelbuche in der für sie so charakteristischen Form ähnelt mehr einem Korkenzieherhasel als einer Buche!)
Zahlreiche Arbeiten waren sowohl von Forstwissenschaftlern als auch Praktikern über diese Baumart geschrieben worden mit sehr unterschiedlichen Deutungen über Herkunft und Entstehung. Keine aber ist nach meinem Dafürhalten hieb- und stichfest. Ungeklärt bis heute ist das sogenannte „Geheimnis“ der Süntelbuche, gekrümmte und teilweise bis zu Krampenform abgebogene Knospen unmittelbar vor Laubaustrieb. Seltener treten sie vereinzelt schon einmal im Herbst auf.   (.....)

Das Geheimnis der Süntelbuche liegt begründet in der intensiven Erdstrahlung über geologischen Verwerfungen und Wasseradern.   (.....)
Ich musste also den Beweis erbringen für die Richtigkeit meiner These. Aber wie? –
Wenn sie richtig war, müsste ich ja Knospenkrümmungen auch künstlich herbeiführen können mit jungen Buchen, die erhaben waren über den Verdacht, genetisch etwas mit Süntelbuchen zu tun zu haben.    (.....)
Aus der Natur-Verjüngung sehr gut beschaffener Buchenbestände des von mir früher verwalteten Staatl. Forstamtes Garlstorf/Nordheide stach ich im Mai 1986 insgesamt 6 Ballen mit 8 bis 10 Stück zweijährigen Buchen-Sämlingen aus und verpflanzte sie mit Wissen und im Einvernehmen mit dem örtlich zuständigen Forstamtsleiter, Herrn FOR Bosse, Hess. Oldendorf, auf stark strahlengestörte Plätze im Süntel. 4 Ballen setzte ich an den Wurzelanlauf junger, in den ersten 5 bis 10 Jahren immer schräg aufwachsender Süntel-Buchen (aus Natur-Verjüngung!) und die verbleibenden zwei auf Pflanzplätze, die ich mit Hilfe der Rute als stark strahlengestört ermittelt hatte. (.....)
Im folgenden Frühjahr waren die Pflanzen von drei Ballen ohne Ausnahme abgestorben; auf den weiteren drei lebten noch 21. Bei der Mehrzahl der noch lebenden Pflanzen war der Trend „weg vom Standort“ deutlich zu erkennen. –
Bereits im November ´86, also 6 Monate nach dem Umsetzen der Ballen, fand ich die erste abgekrümmte Knospe, im Frühjahr 1987 sogar eine solche in U-Form abgebogene.

Mit diesem Versuch, der aufmerksam weiterverfolgt wird, war das sogenannte „Geheimnis der Süntelbuche“ gelüftet, die Entstehung der gekrümmten Knospen, die ihrerseits durch Haken- und Schlingenbildung zu der bizarren Deformation führen. Zugleich war der Beweis erbracht, daß aus genetisch einwandfreien Buchen der Nordheide Süntelbuchen „gemacht“ werden können. Nicht Genetik und Erblichkeit sind die Ursachen für das Monstrum Süntelbuche, sondern intensive, stark schädigende Erdstrahlung.

Ilse Henters-Neuhs, 1998:  Die Kopfbuche bei Gremsheim (Ausschnitt)

So stellt man sich die Bäume vor, unter denen die germanischen Götter saßen: gewaltig, bizarr und gespenstisch. Bäume, Mittler zwischen Himmel und Erde, Verbindung zwischen Gott und dem Menschen, sie haben etwas geheimnisvolles, mystisches, vermitteln ein Gefühl von Ehrfurcht und Geborgenheit.
Dies trifft in besonderem Maße auch auf die Kopfbuche zu.
Mächtig ist ihre Gestalt. Der Umfang ihres Stammes beträgt direkt über der Erde 6 Meter, der des größeren Hauptastes 3 Meter und der des kleineren Astes mehr als 2 Meter. Die Gesamthöhe der Kopfbuche misst ca. 11 Meter und ihre Ausdehnung ca. 18 Meter.
Eine kleinere Kopfbuche steht in östlicher Richtung unmittelbar am Waldrand. Sie hat ihre Zweige zur Westseite hin schützend bis zur Erde herunter gezogen. Eine weitere, sie stand nördlich von dieser einige Meter im Wald, wurde vor ein paar Jahren heraus geholt und südlich von der großen Kopfbuch wieder eingepflanzt; nun wächst und gedeiht sie hier.
Die Kopfbuche, dieser besonders schöne, seltene Baum mit seinen bizarren Ästen, die ineinander und durcheinander gewachsen sind, beeindruckt und fasziniert die Menschen immer wieder aufs Neue, gleich zu welcher Tages- oder Jahreszeit, oder von welcher Seite man ihn betrachtet, oder unter seinem weitausladenden Blätterdach stehend in das Gewirr der verschnörkelten Zweige, die bis zum Boden hinunter hängen, blickt, oder den gewaltigen Stamm, der sich bereits in zwei Meter Höhe in zwei Hauptäste teilt, bewundert,
sei es im Frühling, Ende April, wenn das frische zartgrüne Laub sich entfaltet, oder im Mai inmitten leuchtendgelber Rapsfelder, zur Sommerzeit im dunkelgrünen Blätterschmuck von wogenden Kornfeldern umgeben, in manchen Jahren auch von Brachäckern mit hohen, stolzen Sonnenblumen oder purpurfarbenen Malven und Schmuckdisteln, besonders farbenprächtig im Oktober die herbstlich gold- und kupferfarben leuchtenden Blätter an voller Bucheckern hängenden Zweigen, darüber ein klarblauer Himmel mit dahinziehenden Wolken, deren Gestalt sich ständig verändert im frischen Wind, zur Winterzeit, wenn das Filigran der Äste einen reizvollen Kontrast zur verschneiten Landschaft bildet, oder Rauhreif alles mit weißen, in der Sonne glitzernden Kristallen überzogen hat, aber auch bei Sonnenuntergang, zur blauen Stunde, wenn sacht die Dämmerung hereinbricht und die rötliche Sonne durch die unbelaubten Zweige schimmert und der Himmel über dem Horizont in leuchtenden Farben erglüht.                                                                                                       Immer wieder neu und doch vertraut erscheint sie, die Kopfbuche. Sie bietet vielen Tieren Schutz, lädt ein zum Ausruhen, zu Muße und stiller Andacht; möge sie noch viele Zeiten überdauern und viele Menschen erfreuen.

 
   
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